
Staatliche Förderung E-Autos nur etwas für Dienstwagen-Privilegierte?
Die überwältigende Mehrheit der privaten Autobesitzer in Deutschland scheut vor dem Kauf eines E-Autos zurück. Sind Elektroautos nur eine Option für Besserverdienende mit Dienstwagen-Privileg?
Wer sich als Privatmensch in Deutschland ein neues Auto anschafft, macht um Elektrofahrzeuge nach wie vor einen großen Bogen. Einer aktuellen Analyse der HUK Coburg zufolge lag der Anteil reiner Elektroautos im privaten Fahrzeugbestand im ersten Quartal bei nur drei Prozent, das Wachstum von Quartal zu Quartal betrug lediglich 0,1 Prozent. "Im entscheidenden Markt der Privatleute kommen E-Autos kaum an", so der HUK-Vorstandschef Klaus-Jürgen Heitmann.
Laut Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) hat sich die Anzahl der Diesel und Benziner beim Bestand an Personenkraftwagen zwischen 2016 und 2025 denn auch nahezu nicht verändert. Demnach waren zum 1. Januar dieses Jahres 60,6 Prozent oder knapp 30 Millionen aller in Deutschland zugelassenen Pkw Benziner. Der Diesel-Anteil belief sich mit knapp 14 Millionen Pkw auf 28,0 Prozent. Zum Vergleich: Elektroautos machten gerade einmal 3,3 Prozent (1,7 Millionen Pkw) aus.
Deutliche Steigerung bei den Neuzulassungen
Die Zahlen des KBA und der HUK Coburg kontrastieren auf den ersten Blick stark mit den Neuzulassungen, wo Elektroautos ihren Marktanteil zuletzt deutlich steigern konnten: Im April dieses Jahres machten Elektroautos bei den Neuzulassungen 18,8 Prozent aus - nach 12,2 Prozent im Vorjahr. Der Marktanteil von Neuwagen mit reinem Diesel- oder Benzin-Motor lag allerdings mit zusammen 43 Prozent auch hier immer noch weit darüber.
Es bleibt die Frage: Wer kauft eigentlich ein neues Elektroauto? Mit Blick auf die HUK-Coburg-Studie scheint klar: Privatleute sind es in den seltensten Fällen. "Von den Top drei Elektro-Modellen in Deutschland im ersten Quartal - VW ID.7, VW ID.4/5 und Skoda Enyaq - wurden 86 Prozent auf gewerbliche Halter zu gelassen", betont denn auch Autoexperte Constantin Gall von der Unternehmensberatung EY.
Warum E-Autos als Firmenwagen attraktiv sind
Ein wichtiger Grund für diese Zweiteilung des E-Automarkts in Deutschland ist laut Branchenkennern das "Dienstwagen-Privileg": die steuerliche Begünstigung der privaten Nutzung von Dienstwagen. Firmenwagen-Besitzer müssen demnach hierzulande weniger Steuern zahlen, als es dem tatsächlichen Nutzungsvorteil entspricht.
Dabei profitieren Beschäftigte, die sich für ein Elektroauto als Dienstwagen entscheiden, von einer zusätzlichen steuerlichen Begünstigung im Vergleich zum konventionellen Verbrenner. Das macht E-Autos als Firmenwagen in Deutschland besonders attraktiv.
Das Dienstwagen-Privileg für E-Autos in Zahlen
Während bei einem klassischen Verbrenner-Dienstwagen 1,0 Prozent des Bruttolistenpreises des Fahrzeugs pro Monat als geldwerter Vorteil versteuert werden müssen, wenn das Auto auch privat genutzt wird, setzt der deutsche Fiskus bei E-Autos den geldwerten Vorteil deutlich niedriger an - nämlich nur bei 0,25 Prozent. Voraussetzung dafür: Der Bruttolistenpreis des E-Autos beträgt höchstens 70.000 Euro. Autos mit einem Bruttolistenpreis von über 70.000 Euro werden mit 0,5 Prozent besteuert.
Das bedeutet: Wer zum Beispiel einen Elektro-Dienstwagen mit einem Listenpreis von 60.000 Euro fährt, versteuert nur 150 Euro monatlich als geldwerten Vorteil - bei einem vergleichbaren Benziner wären es 600 Euro.

Einseitige Förderung für Besserverdienende?
Warum aber ist diese staatliche Subventionierung womöglich problematisch? Kritiker sprechen beim Dienstwagen-Privileg von einer einseitigen Förderung. Denn es bevorzugt all jene, die Anspruch auf ein Dienstfahrzeug haben. Das sind in der Regel Besserverdienende.
Einer Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft zufolge profitieren von der Dienstwagen-Subvention vor allem die einkommensstärksten zehn Prozent der Deutschen.
Umweltbonus war für den Staat günstiger
Gleichzeitig gehen private Käufer inzwischen leer aus, nachdem der Umweltbonus von bis zu 4.500 Euro für private E-Auto-Käufe zum 17. Dezember 2023 gestoppt wurde. Der Umweltbonus kostete den deutschen Staat in den acht Jahren zwischen 2016 und Ende 2023 etwa zehn Milliarden Euro - also im Schnitt 1,25 Milliarden Euro pro Jahr.
Zum Vergleich: Die Kosten für die steuerliche Privilegierung von E-Autos bei Firmenwagen bezifferte die alte Ampel-Bundesregierung in ihrem Subventionsbericht für 2024 auf 1,5 Milliarden Euro. Tendenz steigend - schließlich will die neue Bundesregierung das Dienstwagen-Privileg für E-Autos deutlich ausweiten.
Was plant die neue Bundesregierung?
Künftig soll die 0,25-Prozent-Regelung bis zu einem Listenpreis von 100.000 Euro gelten. Das bedeutet: Teurere Elektrofahrzeuge können künftig steuerlich attraktiver genutzt werden. Bei einem 90.000-Euro-Firmenwagen müssten im Falle eines Benziners oder Diesels damit weiterhin 900 Euro als geldwerter Vorteil pro Monat versteuert werden; im Falle eine E-Autos wären es nur 225 Euro.
Eine Neuauflage des Umweltbonus ist von der schwarz-roten Bundesregierung dagegen nicht geplant. Der deutsche Staat setzt damit weiterhin vor allem auf Elektroauto-Käufe in Form von Dienstwagen, um den Absatz dieses Segments in Schwung zu bringen. Die Zweiteilung des Markts für Elektroautos in Deutschland wird damit zementiert.