
Rheinland-Pfalz Tödliches Vergnügen: Der Rhein ist auch bei Niedrigwasser lebensgefährlich
Trockenheit und sommerliche Temperaturen: Da könnte man doch im Rhein planschen? Auch bei niedrigen Wasserständen ist das lebensgefährlich. Was noch wichtig ist.
Das Wetter und die Frage: wann kommt Regen?
Es ist knochentrocken in weiten Teilen von Rheinland-Pfalz, der letzte Regenschauer ist gefühlt ewig her. Das wird sich zumindest in dieser Woche nicht ändern: "Wir haben ein stabiles Hoch und es ist gar nichts an Regen in Sicht für Rheinland-Pfalz.
Außerdem sieht es weiter nach Sonnenschein aus", fasst Meteorologin Ines von Hollen vom Deutschen Wetterdienst (DWD) die Aussichten zusammen. Ob es dann so weitergeht und der Sommer so trocken wird wie zum Beispiel im Jahr 2018, das sei Kartenleserei und zum jetzigen Zeitpunkt nicht seriös vorherzusagen.
Pegelstände - droht der Rhein, eine Pfütze zu werden?
Der Pegel Kaub am Mittelrhein soll bis Mittwoch, 14. Mai, auf 128 cm sinken. Von einem mittleren Niedrigwasser ist man aber am Pegel Kaub noch weit entfernt - ebenso von dem absoluten Tiefwasser im Herbst 2018, damals lag der Pegelstand bei 24 cm.
Der Rhein ist wie eine Autobahn, da kommen Sie auch nicht auf die Idee, mit dem Rad drüberzufahren. Mario Vogt, DLRG Rheinland-Pfalz
Die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) erklärte auf SWR-Nachfrage, dass ab dieser Woche erneut mit sinkenden Wasserständen am Rhein zu rechnen sei. Mit Blick auf die kommenden sechs Wochen zeige die Vorhersage zunächst gleichbleibende, dann leicht steigende Wasserstände.
Aktuell liegen den Experten zufolge die Wasserstände unter dem langjährigen Durchschnitt von 1991 bis 2020. Ob das im Sommer oder Herbst - der typischen Niedrigwassersaison am Rhein - zu einer ausgeprägten und lang anhaltenden Niedrigwassersituation führen wird, sei aber zum jetzigen Zeitpunkt "noch nicht fundiert abzuschätzen".
Darf ich bei Niedrigwasser im Rhein baden?
Schwimmen im Rhein - das sollte man tunlichst bleiben lassen. "Dahinter gehört ein dickes Ausrufezeichen", sagt Marco Vogt, Pressesprecher beim DLRG-Landesverband Rheinland-Pfalz. Bei Niedrigwasser vermuteten die meisten Menschen: "Der Rhein ist jetzt nicht so tief, da kann man jetzt schwimmen gehen". Dem sei nicht so, sagt Vogt mit Nachdruck.
Die Gefahr liege in der Tiefe, und die sei nicht zu sehen. Nach nur wenigen Schritten sei auf einmal die Fahrrinne für die Berufsschifffahrt da, und da gehe es an einer Kante zwei Meter nach unten. "Da sinkt jeder erstmal weg, fast niemand ist zwei Meter groß. Schnell gerät man in Panik, schwimmt gegen die Strömung an, und schnell stellt sich ein Erschöpfungszustand ein", sagt Vogt, der selbst Strömungsretter ist.
Hinzu komme die Kälte des Wassers. Alles zusammen führe relativ schnell zum Ertrinken. Auf dem Rhein sind außerdem viele Berufsschiffe unterwegs: "Von dem Schiff ist ein Kopf im Wasser einfach nicht zu sehen, die Haare nass, der Kopf klein - da fährt so ein Schiff mit 20, 30 Metern Länge dann einfach drüber hinweg."
Explizit ist das Baden in der Nähe von Bebauungen wie Brücken oder Häfen verboten. Aber nur weil es ansonsten nicht verboten sei, sei es völlig sinnbefreit, im Rhein zu schwimmen, sagt Vogt. "Der Rhein ist wie eine Autobahn, da kommen Sie auch nicht auf die Idee, mit dem Rad drüberzufahren."
Sein Ratschlag: "Wer schwimmen möchte, der soll bitte in ein Schwimmbad gehen. Das ist weitgehend sicher, da gibt es eine Badeaufsicht, und im Notfall ist schnell Hilfe da."
Auch Planschen am Rhein-Ufer ist gefährlich - erst recht für Kinder
Es ist verlockend, keine Frage: Am vermeintlich seichten Ufer mit Wasserball und Gummitier mit Kindern zu planschen. Auch hier sagt der DLRG-Experte: Das ist lebensgefährlich. Die großen Schiffe hätten eine einen enormen Einfluss auf die Wasserbewegungen: "Zunächst wird das Wasser angesaugt, und dann kommen die Wellen zurück." Für Kinder gebe es da kein Halten. "Das Kind wird von Wasser überschwappt und dann ins Wasser weggezogen."
So gefährlich ist es auf Buhnen und an Sandbänken im Rhein
Buhnen sind aufgeschüttete Steinwälle, die in den Rhein hineinragen. Sie sollen verhindern, dass der Fluss Steine und Geröll mit sich reißt. Aber: "Erstens sind die Steine glitschig, kantig und hart. Da rutscht man leicht aus, schlägt auf, verletzt sich, fällt ins Wasser und ertrinkt schnell", warnt Vogt. Zweitens veränderten die Buhnen die Strömungsverhältnisse, und es entstünden Wirbel, die einen in die Fahrrinne der Schifffahrt ziehen.
Buhnen sind keine Holstege. Marco Vogt, DLRG Rheinland-Pfalz
Ähnlich sei es mit Sandbänken: "Die sind für das Wasser ein Hindernis, an dem es rechts und links vorbeifließt und zwar schneller als zuvor. Dahinter entstehen dann wieder gefährliche Wirbel, die eine Person ruckzuck unter Wasserund in die Fahrrinne ziehen und ertrinken lassen", sagt Vogt.
Zu Fuß zum Binger Mäuseturm - ist das unbedenklich?
Im Herbst 2018 kam es zu extremem Niedrigwasser im Rhein und somit zu einem historischen Tiefstand. Damals fiel der Pegelstand in Kaub auf 24 Zentimeter. Die Rheinland-Pfälzer und Rheinland-Pfälzerinnen machten ihren Sonntagsspaziergang damals gerne zum Mäuseturm bei Bingen. Der liegt normalerweise von Rheinwasser umspült auf einer Insel.

Gefährliches Unterfangen, selbst bei Niedrigwaser - zu Fuß zum Mäuseturm bei Bingen
Auch das hält DLRG-Sprecher Vogt für keine gute Idee. "Klar ist das reizvoll. Aber ist das auch sinnvoll? Ich würde es definitiv nicht machen." Die Gefahr, nicht unbeschadet zurückzukommen, sei einfach zu groß. "Der Weg mag trocken aussehen, aber er muss nicht zwingend trocken sein. Und vom Ufer aus kann man nicht erkennen, wie es auf dem ganzen Weg wirklich ist."
Ähnlich wie bei den Buhnen gebe es auch hier Steine, die eckig, glitschig und damit gefährlich seien." Da spiele es für ihn auch keine Rolle, ob dieser Spaziergang vom Prinzip her erlaubt sei oder nicht.
Was bedeutet Niedrigwasser für die Schifffahrt?
Besonders vom Niedrigwasser betroffen sind die Transportunternehmen, die mithilfe von Schiffen ihre Güter von A nach B transportieren. Die wirklich kritische Marke liegt laut Nicole Rabold von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Pfalz bei 78 Zentimetern, entscheidend sei dabei der Pegel in Kaub, der Engstelle zwischen Bingen und Koblenz. Vorerst rechnet man bei der Bundesanstalt für Gewässerkunde aber nicht damit, dass diese kritische Marke unterschritten werde.
"Bei niedrigen Wasserständen müssen Schiffe ihre Ladung reduzieren und ihren Tiefgang an die verfügbare Fahrrinnentiefe anpassen. Sie können schon seit längerer Zeit nur teilbeladen fahren. Das erhöht natürlich die spezifischen Transportkosten", sagt Florian Krekel, Fachbereichsleiter Schifffahrt, vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Rhein. Bereits Anfang April gab es Meldungen darüber, dass Schiffe weniger beladen waren. Bleiben die Pegelstände anhaltend niedrig, kann dadurch auch die Produktion ins Stocken geraten.