
Nordrhein-Westfalen Prozess wegen Tierquälerei in Werne startet
Der angeklagte Chef eines ehemaligen Schlachtbetriebs steht wegen Tierquälerei in über 40 Fällen in Lünen vor Gericht.
Eigentlich sollte der Prozess schon Ende 2024 beginnen. Die Staatsanwaltschaft hatte die Klage aber überraschend erweitert.
Die Staatsanwaltschaft hatte zu Prozessbeginn etliche neue Anklagepunkte in das Verfahren eingebracht. Diese hätten sich bei der Auswertung von Bildmaterial und den früheren Prozessen gegen die Mitarbeiter von Firmenchef Marco Mecke ergeben. Das kam völlig überraschend für das Gericht und die Anwälte. Darum musste das Verfahren verschoben werden. Am heutigen Mittwoch soll es nun aber losgehen.
Bilder der SOKO Tierschutz haben Anklage möglich gemacht
Die 2021 mit versteckter Kamera aufgenommenen Bilder der Soko Tierschutz sind schwer zu ertragen. Stark abgemagerte Tiere wurden von Mitarbeitern des Unternehmens unter anderem mit Stangen geprügelt, teilweise so schlimm, dass sie vor Erschöpfung umkippten. Das Fleisch von mindestens einem verendeten Rind soll dann noch weiterverarbeitet und verkauft worden sein.
Die auf den Bildern klar zu identifizierenden Mitarbeiter des Schlachtbetriebes standen schon vor Gericht. Einer bekam einen Strafbefehl über ein Jahr auf Bewährung, der zweite wurde zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe verurteilt.
Chef soll über die Tierquälereien Bescheid gewusst haben
Nun soll sich Firmenchef Marko Mecke selbst vor Gericht verantworten. Seine ehemaligen Beschäftigten wollen vor Gericht gegen ihn aussagen, ebenso Tierschützer Friedrich Mülln, der die Aufnahmen in 2021 veröffentlicht hat.
Er geht davon aus, dass der Unternehmer von all den Fällen wusste und somit der Hauptverantwortliche der Tierquälereien ist. "Darum bin ich auch froh, dass er jetzt angeklagt ist. Denn er ist meiner Meinung nach der Kopf des Systems, das die Tierquälerei erst ermöglicht hat."
Metzgerbetrieb hatte guten Ruf
Die ehemalige Metzgerei ist seit über drei Jahren geschlossen. Der Kreis Unna hatte die Betriebe wegen zahlreicher Verstöße dicht gemacht. Davor war das Unternehmen mit 50 Mitarbeitern eine feste Größe in Werne. Die schlimmen Bilder der Tierschützer haben alles verändert.
Angeklagtem droht Haftstrafe
Die ersten Zeugen sollen heute schon gehört werden. Acht Verhandlungstage sind angesetzt. Im Falle einer Verurteilung droht dem Werner Unternehmer möglicherweise eine Haftstrafe.
Unsere Quellen:
- Reporter vor Ort
- Amtsgericht Lünen
- Friedrich Mülln - Soko Tierschutz