
Nordrhein-Westfalen Preisschock bei Heizkostenabrechnung für 2024? Das erwartet Mieter
Viele Mieter müssen sich auf eine höhere Abrechnung fürs Heizen einstellen. Das sagt der Ablesedienstleisters Ista. Perspektivisch macht ein steigender CO₂-Preis das Heizen mit Öl und Gas teurer.
Ab jetzt landen sie in den Briefkästen: die Heizkostenabrechnungen fürs vergangene Jahr. Laut dem Immobiliendienstleister Ista erhalten sie die meisten Mieter zwischen Mai und Dezember 2025. So mancher könnte nach dem Öffnen einen Schreck bekommen.
Fernwärme und Gas deutlich teurer
Laut einer Ista-Berechnung trifft es vor allem Fernwärmekundinnen und -kunden: Für Wärme und warmes Wasser in einer 70-Quadratmeter-Musterwohnung müssen sie im Schnitt gut 27 Prozent mehr bezahlen als ein Jahr zuvor, heißt es.
Konkret bedeutet das: Statt 830 Euro würden nun durchschnittlich 1055 Euro fällig. Für die Berechnung wertete das Essener Unternehmen rund 900.000 Abrechnungen aus, die es für 2024 bereits erstellt hat.
Mehr zahlen müssen auch Miethaushalte, die über eine Gas-Zentralheizung mit Wärme und Warmwasser versorgt werden. Ihre Kosten kletterten laut Ista in der Musterwohnung von 811 auf 864 Euro und damit um knapp sieben Prozent.
Mieter mit Öl-Zentralheizungen bekommen Geld zurück
Einen deutlichen Rückgang gab es dagegen in Mehrfamilienhäusern mit Öl-Zentralheizungen: Für eine 70-Quadratmeter-Wohnung wurden 892 Euro fällig - 127 Euro weniger als ein Jahr zuvor. Das entspricht einem Rückgang von mehr als zwölf Prozent.
Die Gründe für den Preisanstieg bei Gas und Fernwärme sind laut Ista unter anderem das Auslaufen sowohl der Energiepreisbremsen zum Jahresende 2023 als auch einer Mehrwertsteuersenkung Ende März 2024.
Monopolstellung macht Fernwärme teuer
Bei Fernwärme gibt es laut Verbraucherzentrale noch einen anderen Faktor: Fernwärmeanbieter haben immer das Monopol in einer Region. Ein Kunde kann also nicht zwischen unterschiedlichen Anbietern wählen. Diese Monopolstellung, heißt es bei der Verbraucherzentrale, nutzten manche Anbieter aus - das treibe die Preise.
Verbraucherschützer fordern deshalb einen Preisdeckel für Fernwärme. "Die Grenze sollte sich an den Kosten für den Betrieb einer Wärmepumpe orientieren", sagt Florian Munder, Energieexperte des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). Derzeit sei die Fernwärme-Kundschaft ihren Versorgen "weitgehend ausgeliefert". Nötig sei unter anderem eine Reform der Fernwärmeverordnung - außerdem brauche es eine bundesweiten Preisaufsicht.
Hohe Nachzahlung und kein Geld? Das könnt ihr tun
Ihr habt monatlich eure Abschläge gezahlt, aber jetzt ist euch ist mit der Nebenkostenabrechnung eine fette Nachzahlung ins Haus geflattert - und der Betrag sprengt euer Budget? Alexander Steinfeldt, Sprecher der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online kennt solche Fälle. "Das kann für die Betroffenen ganz schön belastend sein." Er rät, in den Dialog zu gehen mit dem Vermieter oder Versorger. "Wer sich dort meldet, sein Problem schildert und signalisiert, dass er zahlen will, kann möglicherweise eine Ratenzahlung vereinbaren." Auch die Verbraucherzentrale gibt diesen Rat.
Außerdem empfehlen sowohl Steinfeldt als auch die Verbraucherzentrale: "Die Abrechnung auf Richtigkeit prüfen." Was könnte dort nicht stimmen? "Möglicherweise ist ein Komma verrutscht oder es gab eine Tariferhöhung, die nicht fristgerecht angekündigt worden war?" Die Verbraucherzentrale sagt jedenfalls: "Betriebs- und Heizkostenabrechnungen sind oft nicht korrekt." Was in einem solchen Fall tun könnt und wie ihr eure Abrechnung prüft, erklärt die Verbrauchzentrale hier:
Energiepreisentwicklung - das kommt beim Gaspreis noch auf euch zu
Wieviel ihr für Energie zahlen müsst, ist abhängig davon, wie ihr heizt. Die meisten Haushalte in Deutschland, etwa jeder zweite, heizt mit Gas. Bei Gas wählt entweder euer Vermieter einen Vertrag mit einem Anbieter aus - oder ihr selbst, wenn ihr Eigentümer eines Hauses seid. Der Vermieter muss laut Alexander Steinfeldt von co2online das Gebot der Wirtschaftlichkeit beachten. Heißt, er ist angehalten, darauf zu achten, dass er einen guten Tarif für die Mieter auswählt. Juristisch sei das aber schwer durchzusetzen. Auch hier sei es der beste Weg, mit dem Vermieter zu sprechen und ihn zu bitten, einen günstigeren Anbieter zu suchen.
Der Gaspreis an sich sei über viele Jahre stabil gewesen, sagt Steinfeldt: "Er lag immer bei 6, 7 Cent pro Kilowattstunde." Dann aber kam die Energiekrise, ausgelöst durch Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine und Deutschland kaufte kein Gas mehr aus Russland. Neue Lieferanten mussten her und zwischenzeitlich war Gas richtig knapp.
Die Folge: "Der Gaspreis stieg auf das drei- bis vierfache - zeitweise sogar noch mehr", sagt Steinfeldt. Inzwischen ist der Gaspreis wieder gesunken, hat sich wieder eingependelt, "er liegt aber mit 11 Cent etwas über dem Niveau von vor der Energiekrise".
Habt ihr noch einen teuren Vertrag?
Gas ist billiger geworden - trotzdem kommt die Nachzahlung? Das kann dann daran liegen, dass euer Vermieter in der Energiekrise, als Gas teuer war, langfristige Verträge geschlossen hat. Dann profitiert ihr im Moment noch nicht davon, dass die Gaspreise mittlerweile gesunken sind. In so einem Fall solltet ihr möglicherweise mit eurem Vermieter über einen neuen Vertrag sprechen.
Wie sich der Gaspreis zusammensetzt
Der Preis, den ein Anbieter für eine Kilowattstunde Gas verlangt, setzt sich aus verschiedenen Posten zusammen. Da sind zum einen die Kosten für die Beschaffung - der Preis, zu dem der Anbieter das Gas auf dem Markt einkauft. Dazu kommen laut Verbraucherzentrale dann noch:
- Netznutzungentgelt: Damit das Gas bei euch ankommt, muss es über Leitungen transportiert werden. Dafür sind Gebühren fällig.
- Steuern und Abgaben: Darunter fallen etwa die Umsatzsteuer oder eine sogenannte Konzessionsabgabe.
- Gasspeicherumlage: Das ist eine neue Umlage für die Befüllung der Gasspeicher, damit Deutschland immer genug Gas hat.
- CO₂-Preis: Darüber werdet ihr für den Klimaschutz an den CO₂-Kosten beteiligt.
- Gewinnmarge: Auch der Anbieter selbst will am Gas etwas verdienen.
Diese Aspekte machen Gas teurer
Unabhängig davon, wie sich der Preis für die Beschaffung von Gas entwickelt, werden zwei Posten in den nächsten Jahren teurer werden: das Netznutzungentgelt und der CO₂-Preis.
Das Netznutzungentgelt, sagt Steinfeldt, steige, weil die Kosten fürs Netz auf alle abnehmenden Haushalte umgelegt werden. Mit der Energiewende entscheiden sich aber immer mehr Haushalte für alternative Energien wie eine Wärmepumpe. Sie beteiligen sich dann nicht mehr an den Kosten für die Gasleitungen. Diese Kosten werden entsprechend auf weniger Haushalte aufgeteilt.
Außerdem wird der CO₂-Preis weiter steigen. Das hat die Bundesregierung mit dem Klimapaket beschlossen. Im Jahr 2021 kostete eine Tonne des klimaschädlichen Gases laut Verbraucherzentrale 25 Euro. In den folgenden Jahren sei die Abgabe dann schrittweise gestiegen. Für dieses Jahr habe sie einen Wert von 55 Euro pro Tonne erreicht.
Ab 2027 gebe es keinen feststehenden CO₂-Preis mehr. Dann bilde sich der CO₂-Preis am Markt. Er sei dann schwer zu prognostizieren. Experten erwarteten aber deutlich höhere CO₂-Preise im Jahr 2030. Neben Gaskunden betrifft das dann auch Menschen, die mit Öl heizen - und auch alle Autos, die mit Benzin oder Diesel fahren.
Wenn Energie teuer wird, so könnt ihr sparen
Hier sind drei Tipps, wie ihr Energie sparen könnt:
- Raumtemperatur in der Heizperiode um 1 Grad absenken - das spart laut co2online etwa 6 Prozent Energie ein. Sinnvoll ist es laut co2online auch, die Temperatur je nach Zimmer festzulegen - zum Beispiel: Wohnzimmer Stufe 3, ca. 21 Grad; Küche Stufe 2, ca. 18 Grad; Schlafzimmer tagsüber Stufe 1, ca 15 Grad.
- Richtig lüften - also fünf bis zehn Minuten Stoßlüften, dabei die Heizung runterdrehen, dann die Fenster zu und die Heizung wieder hochdrehen.
- Wenn ihr mit Gas nicht nur heizt, sondern auch das Wasser damit erwärmt, hilft euch ein Sparduschkopf beim Wasser- und Energie-Sparen.
Unsere Quellen:
- Verbraucherzentrale: Klimapaket: Hier berechnen Sie den CO₂-Preis Ihrer Heizkosten
- Verbraucherzentrale: Nachzahlungs-Schock: Hilfe bei hoher Betriebs- und Heizkostenabrechnung
- Verbraucherzentrale: Was tun, wenn die Heizkostenabrechnung nicht korrekt ist?
- Interview mit Alexander Steinfeldt, Sprecher der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online
- Nachrichtenagenturen dpa und afp