Im Ukraine Ankunftszentrum am ehemaligen Flughafen Tegel. (Quelle: dpa/Friedrich Bungert)

Berlin Geflüchteten-Unterkunft in Tegel soll kleiner werden

Stand: 13.05.2025 16:24 Uhr

Die größte Geflüchteten-Unterkunft Deutschlands in Berlin-Tegel soll erhalten bleiben - aber kleiner werden. Zudem werden wohl die Leichtbauhallen gegen Container ersetzt. Die Zahl der dezentralen Unterkünfte soll dagegen weiter wachsen. Von S. Müller und S. Schöbel

  • Geflüchteten-Unterkunft Tegel soll nach Plänen des Senats neu strukturiert werden
  • Pläne sehen weniger Plätze vor, Notunterkunft soll auch Registrierzentrum werden
  • auch Plätze für Geflüchtete geplant, die abgeschoben werden sollen
  • weitere 8.700 dezentrale Unterkunftsplätze in Berlin geplant

Die Geflüchteten-Unterkunft in Berlin-Tegel soll für weitere fünf Jahre erhalten bleiben, allerdings kleiner und mit geänderten Aufgaben. Das erfuhr der rbb aus Kreisen der dafür zuständigen Task-Force des Senats. Der finale Beschluss muss allerdings noch im Senat gefällt werden.
 
Bislang ist die Nutzung der Unterkunft lediglich bis Ende 2025 beschlossen. Nach rbb-Informationen soll aus der Notunterkunft ab 2026 ein Registrierzentrum für alle ankommenden Flüchtlinge werden. Denn dann wird das bisherige Asyl-Ankunftszentrum in Reinickendorf wegen Sanierung für einige Jahre geschlossen.

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Deutlich weniger Plätze - genaue Untgerbringung noch unklar

Um Geflüchtete während der Registrierung kurzzeitig unterzubringen, sind in Tegel in Zukunft maximal 2.600 Plätze geplant. Nach den neuesten Angaben des Landesamts für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) sind in der Notunterkunft zurzeit knapp 3.000 Menschen untergebracht, davon 2.421 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine und 506 Asylsuchende. Weniger als 3.000 Menschen in Tegel gab es zuletzt im November 2022. Aktuell hat die Unterkunft eine Kapazität von 7.000 Menschen.
 
Statt in großen Zelten sollen die Menschen künftig in Containern unterkommen, ähnlich wie bei der Unterkunft auf dem Tempelhofer Feld. Laut dem ab Sommer 2026 geplanten Gemeinsamen Europäischen Asylsystem (GEAS) sollen alle nach Berlin verteilten Asylsuchenden und Geflüchteten innerhalb von 72 Stunden den GEAS-Screening-Prozess durchlaufen. Dazu gehören unter anderem Identifizierung sowie Gesundheits- und Sicherheitskontrollen.

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Plätze für Geflüchtete, die abgeschoben werden sollen

Nach rbb-Informationen soll es im neuen Zentrum auch Plätze für Geflüchtete geben, bei denen klar ist, dass sie abgeschoben werden. Eine formale Abschiebehaft wäre das nicht, erfuhr der rbb aus der Task-Force, weil die Menschen nicht eingesperrt würden. Sie würden aber die Auflage bekommen, das Gelände nicht zu verlassen. Überprüft werden könnte das mit elektronischen Chips. Vorbild könnte das Rückführungszentrum in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) sein, das im Frühjahr eröffnet wurde.
 
Die Verringerung der Kapazitäten in Tegel ist möglich, weil gleichzeitig die Zahl der dezentralen Unterkünfte weiter wächst. Wie der rbb erfuhr, wurde in der Task-Force auch Einigkeit darüber erzielt, weitere 8.700 Plätze für Geflüchtete zu schaffen, unter anderem durch den Aufbau von Unterkünften in Bestandsgebäuden, Modularen Neubauten und Container. In diesem Punkt hatte es zwischen den beiden Koalitionspartner CDU und SPD zuletzt immer wieder Differenzen gegeben: Die CDU wollte Tegel eher ausbauen, während die SPD auf dezentrale Unterbringung drängte. Mit dem Beschluss der Task-Force hat sich nun vor allem Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) durchgesetzt.

Weiter geplant sei, die Unterkunft in Tegel auf dem bisherigen Gelände der Flugbereitschaft zu erweitern. Die Verhandlungen mit dem Bundesverteidigungsministerium laufen aber noch, sagte CDU-Fraktionschef Dirk Stettner dem rbb.

Angewachsen zur größten Notunterkunft Deutschlands

Ursprünglich sollten die Gebäude auf dem ehemaligen Berliner Flughafen als Drehkreuz für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine dienen. Die Menschen sollten hier ankommen und dann weiterverteilt werden. Sehr schnell aber wurde klar: Für die hohe Zahl an Geflüchteten gibt es nicht genug andere Plätze. Tegel wuchs so zur größten Notunterkunft Deutschlands. Viele Ukraine-Flüchtlinge sind monatelang dort, manche jahrelang. Inzwischen sind in Tegel auch Asylbewerber untergebracht.
 
Zuletzt waren die Zahlen der Geflüchteten in Berlin gesunken. Von Januar bis April wurden knapp 2.300 Menschen aufgenommen, dazu kamen rund 2.100 Menschen aus der Ukraine, die einen speziellen Status haben. Das waren insgesamt fast dreißig Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Ebenfalls geplant ist nach rbb-Information die Erweiterung der Geflüchtetenunterkunft auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof. Dort sollen entlang des Columbiadammes Unterkünfte mit insgesamt 1.100 Plätzen in Holzbauweise entstehe.

Sendung: rbb24 Inforadio, 13.05.2025, 8 Uhr