Teilnehmer eines GEW-Warnstreiks in Berlin (Quelle: dpa/Silke Sullivan).

Berlin Entlastungen gefordert: Dreitägiger GEW-Warnstreik an Berliner Schulen gestartet

Stand: 13.05.2025 14:43 Uhr

An Berliner Schulen sollen angestellte Lehrkräfte, Sozialpädagogen und Erzieher bis einschließlich Donnerstag die Arbeit niederlegen. Kritik gibt es diesmal unter anderem aus den Reihen der Schüler - weil der Ausstand in der Prüfungsphase stattfindet.

  • GEW-Warnstreik an Berliner Schulen von Dienstag bis Donnerstag
  • Kleinere Klassen und bessere Arbeitsbedingungen gefordert
  • Bildungssenatorin kritisiert Zeitpunkt des Warnstreiks an Prüfungstagen

An etlichen Berliner Schulen fällt bis Donnerstag Unterricht aus. Grund ist ein dreitägiger Warnstreik für bessere Arbeitsbedingungen, zu dem die Gewerkschaft GEW Lehrkräfte, aber auch Erzieher, Sozialpädagogen oder Schulpsychologen aufgerufen hat. Er hat am Dienstag begonnen.
 
Flächendeckender Unterrichtsausfall droht zwar nach den Erfahrungen früherer Warnstreiks nicht: Verbeamtete Lehrkräfte dürfen nicht streiken, und von ihren angestellten Kollegen hatte zuletzt immer nur ein Teil die Arbeit ruhen lassen. An manchen Schulen wird an den Streiktagen dennoch gar kein Unterricht angeboten, stattdessen gibt es eine Notbetreuung. Vom Ausstand betroffen ist auch die Hortbetreuung.

Berlins Bildungs- und Familiensenatorin Katharina Günther-Wünsch (Quelle: dpa/Annette Riedl).
Bildungssenatorin Günther-Wünsch kritisiert Schulstreik an Prüfungstagen
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Grund für den Streik sind die bislang unerfüllten Forderungen der GEW nach einem sogenannten Tarifvertrag Gesundheitsschutz, der unter anderem kleinere Klassen als Entlastungsmaßnahme vorsieht. Der Senat lehnt es ab, über die Forderungen zu verhandeln: Berlin könne als Mitglied der Tarifgemeinschaft der Länder nicht im Alleingang handeln, so das Argument.

Bildungssenatorin kritisiert Schulstreik an Prüfungstagen

Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) äußerte im rbb24 Inforadio am Dienstagmorgen Verständnis für den Wunsch nach kleineren Klassen. Ein Warnstreik in der Prüfungszeit für das Abitur und den Mittleren Schulabschluss sei aber verantwortungslos.
 
Der Landesschülerausschuss unterstützte die Forderung nach kleineren Klassen grundsätzlich. Problematisch sei allerdings der Streiktermin in der Prüfungszeit für das Abitur und den Mittleren Schulabschluss. "Wir würden uns wünschen, dass in der Hinsicht auf die Schülerinnen und Schüler Rücksicht genommen wird", sagte der Landesschülerausschuss-Vorsitzende Orcun Ilter.
 
Abiturprüfungen in Französisch sowie die Prüfungen für den Mittleren Schulabschluss (MSA) in Mathematik fallen demnach in den Zeitraum. Wie die Bildungsverwaltung mitteilte, sollen dennoch alle Prüfungen stattfinden. Jedoch könne es zu Einschränkungen beim Unterricht kommen.

GEW verteidigt Streikaktion

Die GEW wies die Kritik zurück. "Wir streiken, weil wir nicht mehr anders können", erklärten die GEW-Landesvorsitzenden Martina Regulin und Gökhan Akgün. Mit dem Warnstreik reagiere die GEW auf "anhaltende Ignoranz der Bildungsverwaltung" im Hinblick auf die wachsende Arbeitsbelastung im Bildungsbereich.
 
"Verantwortungslos ist nicht unser Streik, sondern die Verweigerungshaltung der Bildungsverwaltung", so Akgün. Seit Jahren arbeiteten Lehrkräfte am Limit, doch der Senat ignoriere Verbesserungsvorschläge, sage Gespräche ab und bleibe stumm. Beschäftigte würden durch die bestehenden Bedingungen immer weiter zermürbt. "Der Skandal sind nicht die Streiktage, sondern die Zustände in unseren Schulen", so Akgün.
 
Die Lage werde durch bereits umgesetzte und weitere geplante Kürzungen im Bildungsbereich verschärft, ergänzte Regulin. Die GEW werde im Anschluss an den Warnstreik über weitere Eskalationsschritte beraten. "Ohne Druck bewegt sich dieser Senat nicht."

Archivfoto: Menschen nehmen an einer Kundgebung der Gewerkschaften GEW und Verdi zu einem eintägigem Warnstreik in den Kita-Eigenbetrieben des Landes Berlin vor dem Roten Rathaus mit einem Schild mit der Aufschrift „ Bildung statt Aufbewahrung“ teil (Quelle: dpa / Fabian Sommer).
Hunderte Lehrer schließen sich Warnstreik an
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Verbeamtete Lehrkräfte streiken nicht

Der Landeselternausschuss argumentierte ähnlich wie der Landesschülerausschuss. Er steht dem Streiktermin ebenfalls kritisch gegenüber, die Ziele der Gewerkschaft finde er richtig. Denn von kleineren Klassen verspricht er sich bessere Lernergebnisse. Um die Forderungen durchzusetzen, schlägt der Landeselternausschuss einen Aktionstag an einem Wochenende vor. Eltern hätten so die Möglichkeit, ihn zu unterstützen. Auf Seiten des Senats sieht der Landeselternausschussvorsitzende Norman Heise "keine Lösungsorientierung".
 
Offen ist, wie viele Lehrerinnen und Lehrer sich an den dreitägigen GEW-Warnstreiks beteiligen werden. Die Zahl der angestellten Lehrkräfte, die sich beteiligen dürfen, ist in Berlin in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Im Schuljahr 2021/22 waren noch rund 23.000 Lehrkräfte angestellt und damit mehr als zwei Drittel. Inzwischen (Stand Mai 2025) sind es noch knapp 18.000, weniger als die Hälfte der Lehrkräfte. Denn viele Berliner Pädagoginnen und Pädagogen wurden inzwischen verbeamtet.

Sendung: rbb24, 13.05.2025, 13:00 Uhr