Uruguays ehemaliger Präsident Mujica ist auf einem Plakat in Montevideo zu sehen

Uruguays Ex-Staatschef Mujica Der "ärmste Präsident der Welt" ist tot

Stand: 14.05.2025 02:16 Uhr

José "Pepe" Mujica wurde aufgrund seines bescheidenen Lebensstils oft als der "ärmste Präsident der Welt" beschrieben. Er galt zudem als linke Galionsfigur. Jetzt ist Uruguays Ex-Präsident im Alter von 89 Jahren gestorben.

"Hey Pepe, hast du eine Münze für mich", ruft ein Obdachloser im Zentrum von Montevideo. Und Uruguays damaliger Präsident kramt in seinem Geldbeutel, findet statt einer Münze einen Schein und gibt ihn dem Mann. Es sind solche Szenen, die José Mujica, den alle nur den "Pepe" nannten, zum wohl populärsten Politiker Südamerikas gemacht haben.

Mujica, der Ex-Guerillero, hatte den Sprung ins höchste Staatsamt in Uruguay geschafft - und blieb dabei immer mit beiden Füßen auf dem Boden. "Arm ist derjenige, der viel zum Leben braucht. Er kann nie genug haben", so Mujica. "Der Genügsame aber ist reich. Das habe ich in der Einsamkeit der Isolationshaft gelernt, als man mir nach Jahren zum Schlafen auf dem kalten Boden endlich eine Matratze gab."

Fast 14 Jahre verbrachte Mujica im Gefängnis

Mujica gehörte in den 1960er Jahren zu den Gründern der Tupamaro-Stadtguerilla, die mit Gewalt den Staat bekämpfte. Er wurde angeschossen, viermal verhaftet, zweimal gelang ihm die Flucht, schließlich wurde er regelrecht eingekerkert. Fast 14 Jahre verbrachte Mujica im Gefängnis, überwiegend in Einzelhaft. Um nicht wahnsinnig zu werden, erzählte er später, sprach er in seiner Zelle mit den Ameisen.

"Im Schützengraben reduziert sich der Mensch auf das Wesentliche und ebenso ergeht es ihm im Gefängnis. Sich so zu erleben ist wundervoll und erschreckend. Beides zugleich." So reflektierte Mujicas Mitkämpferin, Lebenspartnerin und große Liebe, Lucia Topolansky später über diese Zeit. Auch sie saß 13 Jahre hinter Gittern.

Danach widmete sich das Paar erst der Blumenzucht, dann der Politik. Beide wurden Abgeordnete, Senatoren, Pepe Mujica später Landwirtschaftsminister, ab 2010 dann Präsident Uruguays bis 2015.

Den Großteil seines Gehaltes spendete Mujica für wohltätige Zwecke, er wohnte weiter auf dem Bauernhof, fuhr einen uralten, hellblauen VW-Käfer. Sein schlichtes Leben lebte Mujica trotz des Staatsamtes aus tiefer Überzeugung. "Um zu leben, braucht man Freiheit. Und um Freiheit zu haben, braucht man Zeit. Wenn ich mich um ein großes Haus kümmern muss, um dieses und jenes, dann bleibt mir doch keine Zeit mehr. Ich lebe so schlicht, um Zeit zu haben."

José "Pepe" Mujica vor seinem Wohnhaus

Mujica am 2. Mai 2014 vor seinem Wohnhaus in einem Vorort von Montevideo. Auch während seiner Amtszeit als Präsident von Uruguay von 2010 bis 2015 pflegte er einen schlichten Lebensstil.

"Man muss sich gemein machen mit der Sache der Bürger"

Aus dem Aktivisten mit radikalen Positionen wurde ein pragmatischer, auf Ausgleich bedachter Politiker. Er traf Barack Obama oder Angela Merkel, brachte die vieldiskutierte Liberalisierung des Verkaufs von Marihuana in Uruguay durch und plädierte immer wieder für mehr Bescheidenheit, auch als Politiker:

"Der harte Kern der politischen Führungsriege in jedem Land muss sich ethisch und moralisch verpflichtet fühlen. Wenn die Politiker auch noch effizient sind und etwas können - umso besser. Aber es gibt etwas, das keinen Preis hat", so Mujica. "Man darf nicht in die Politik gehen, um Geschäfte zu machen oder um besser zu leben: Sondern man muss sich gemein machen mit der Sache der Bürger."

Ex-Präsident Uruguays José Mujica ist gestorben

Xenia Böttcher, ARD Rio de Janeiro, tagesschau24, 14.05.2025 09:00 Uhr

Politisch aktiv auch nach Ausscheiden aus dem Amt

Mujica war einer der wenigen Präsidenten Südamerikas, der keinen Personenkult betrieb. Er kritisierte soziale Ungleichheit und die Verletzung von Menschenrechten, wandte sich auch gegen linke Diktaturen wie Nicaragua oder Venezuela. Politisch aktiv blieb er auch nach seinem Ausscheiden aus dem Amt - auch noch, als er in hohem Alter gegen den Krebs kämpfen musste.

Die einzige Freiheit, die existiere, sei in unseren Köpfen, pflegte Mujica zu sagen. Wenn wir diesen nicht nutzten, sind wir nicht frei. Und zum Thema Tod sagte der Ex-Präsident: "Jeder von uns muss irgendwann mal in die Kiste. Und keiner kann das Geld mitnehmen, das er angehäuft hat. Das ist doch eine dumme Lebensweise."